Der Ortsverband Nordhorn der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), hat heute Geburtstag und lädt dazu die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür ein.
Am Sonntag, dem 18. Juni 2023, von 10 bis 17 Uhr, können sich alle vor Ort ein Bild von der THW-Unterkunft, den Fahrzeugen und der Ausstattung machen.
Das THW ist die operative Bevölkerungsschutzorganisation des Bundes für den Zivil- und Katastrophenschutz. Es leistet Amtshilfe für Behörden, Feuerwehren und Polizei.
„Am 16. Juni 1953 wurde der Ortsverband (OV) Nordhorn in der Gaststätte Kamps gegründet. Der Nordhorner Hans Bremer war der Initiator. Der damalige THW-Landesbeauftragte für Niedersachsen, Herr Fenselau aus Hannover, hatte Projektmaterial und einen Film mitgebracht. Es handelte sich überwiegend um Veteranen der Technische Nothilfe (TN), die sich zur Gründungsversammlung eingefunden hatten.
Über Jahre hinaus stand jedoch weder Gerät noch eine Unterkunft zur Verfügung. Die erste vom Bund zugewiesene Geräteausstattung war ein sogenannter „S-Satz“, bestehend aus ein paar Schippen, Spitzhacken und einer Schubkarre. Sonstige Werkzeuge brachten die Helfer im Bedarfsfall von zu Hause mit.“ - So wird in der Chronik des Technischen Hilfswerks (THW) Nordhorn die Gründungszeit vor 70 Jahren berichtet.
Fahrzeuge für Ausbildung und Einsatz wurden in den ersten Jahren von den Nordhorner Textilfabriken und von der Bundeswehr geliehen. Erst zum Ende der 1950er Jahre, konnte auch eine erste Unterkunft bezogen werden. Es handelte sich um eine Baracke in der Nähe des damaligen Standortes der Freiwilligen Feuerwehr in der Nordhorner Innenstadt.
Der erste richtige Einsatz kam im Jahr 1957, die Unterstützung der Feuerwehren bei einem Brand im Syen-Venn zwischen Nordhorn und Bad Bentheim. Im Jahre 1963 wurde das erste eigene Fahrzeug, ein Hanomag AL28 (Anmerkung: ein ähnliches, heute historisches Fahrzeug, befindet sich heute noch im Besitz des Fördervereins.), dem noch jungen Ortsverband zugeteilt.
Im Jahr 1972 zog der OV an die heutige Adresse um. Die alte Bakelder Schule wurde rund 25 Jahre lang als Unterkunft verwendet. Ende der 1970er Jahre war der Fuhrpark des THW auf einige Fahrzeuge angewachsen und es wurde in Eigenleistung eine Fahrzughalle gebaut, die heute noch genutzt wird.
In den 80ern konnte bei Einsätzen nun auf einen vollständigen, damals modernen, Bergungszug zurückgegriffen werden, mit Bergungsgruppen, Gerätegruppe und einer Notstromgruppe. Zur Alarmierung der Helfer wurden die ersten Funkmeldeempfänger angeschafft.
1987 wurde dem THW eine Fläche eines ehemaligen Raketen-Leitstandes in Nordhorn-Hesepe als Übungsgelände überlassen, welches in den nächsten Jahren mit viel Eigenleistung hergerichtet und immer mal wieder erweitert wurde. Heute ist das Übungsgelände ein gefragter Ort für die Ausbildung auch von anderen THW-Ortsverbänden, den Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen über die Kreisgrenzen hinweg.
Über die Jahre wurden die Einsatzkräfte zu unterschiedlichsten Einsätzen gerufen und absolvierten verschiedenste Ausbildungen mit anderen Organisationen. Die Anzahl der Helferinnen und Helfer wuchs stetig.
Nach mehreren verschiedenen Dienststellenleitern wurde Johann Thys im Jahr 1991 zum ersten mal Ortsbeauftragter. Thys ist heute dienstältester Helfer in Nordhorn. Er ist heute noch als Verwaltungshelfer und im Vorstand der Helfervereinigung e.V. aktiv.
Zwischen 1995 und 1997 wurde, nach langer Planungsphase, das heutige Unterkunftsgebäude mit Fahrzeughalle gebaut und eingeweiht. Das alte Schulgebäude entsprach nicht mehr den Anforderungen. Auch Platznot und marode Bausubstanz waren ein Grund. In dem Zeitraum führte das Technische Hilfswerk deutschlandweit die blaue Einsatzkleidung ein und die Einheiten wurden in Technische Züge mit Bergungsgruppen und verschiedensten Fachgruppen unterteilt. In Nordhorn sind die Fachgruppen Elektroversorgung und Logistik-Verpflegung stationiert.
Mitte der 2000er wurde Klaus Husmann Nachfolger von Thys. Welcher jedoch nach einer Amtszeit wieder an Thys übergab. Größere Einsätze der jüngeren Vergangenheit waren 2002 und 2006 die Hochwasserereignisse an der Elbe und 2008 der Brand einer Lagerhalle in Gildehaus. Das THW war auch bei der Bergung von abgestürzten Flugzeugen beteiligt.
Im Jahr 2010 wurde die Nordhorner Innenstadt überflutet. Das THW hat dabei zusammen mit der Stadt Nordhorn, die Befüllung tausender Sandsäcke koordiniert. Auch die Bundeswehr war im Einsatz.
2012 brannte das Nordhorner Hallenbad ab. Hier wurden die Feuerwehren mit dem Ausleuchten der Einsatzstelle und mit Verpflegung unterstützt.
2013 kam es zu einem weiteren Hochwasserereignis an Elbe und Donau. Hier transportierten Nordhorner Helfer zusammen mit vielen weiteren THW-Einheiten zehntausende Sandsäcke.
Im Herbst 2017 wurde eine dritte Fahrzeughalle in Nordhorn eingeweiht, die in Eigenleistung mit der THW-Helfervereinigung Nordhorn e.V. und einigen Sponsoren verwirklicht wurde. Zu der Zeit wurde Klaus Berenzen Ortsbeauftragter.
Auch wenn die Anzahl der Einsätze eines laufenden Jahres glücklicherweise eher überschaubar sind, wurden die Nordhorner Einsatzkräfte auch immer mal wieder zu größeren und brisanten Einsätzen alarmiert. Im Herbst 2018 brannte es tagelang auf dem Versuchsgelände „WTD 91“ der Bundeswehr in Meppen. THW-Einheiten aus ganz Deutschland waren vor Ort.
Jeder THW-Ortsverband hat mit einem Technischen Zug eine Basisausstattung. Mit Zugtrupp, Bergungsgruppe und Fachgruppen. In Nordhorn sind die Fachgruppen Notversorgung/Notinstandsetzung (im Aufbau), Elektroversorgung und Logistik-Verpflegung stationiert. In den letzten Jahren konnte der Fuhrpark in Nordhorn massiv verjüngt werden. Auch wurde zusätzliches Material für die Örtliche Gefahrenabwehr (ÖGA) beschafft. So verfügt der Ortsverband über ein vielseitig einsetzbares Einsatzgerüstsystem, Schwimm-Steg-Elemente (Marke Jetfloat), Arbeitsboote und einen Wechselbrückenanhänger. Weitere Ausrüstung wie zusätzliche Lichtmastanhänger, Motorkettensägen und Tauchpumpen runden die Ausstattung ab.
Im Sommer 2021 begann der bisher größte Einsatz in der Geschichte des THW überhaupt: Die Überschwemmungen nach Starkregen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Das THW war über ein halbes Jahr lang in den Betroffenen Gebieten im Einsatz und leistete mit 16.000 Helferinnen und Helfern über zwei Millionen Einsatzstunden. Im Verlauf waren auch mehrmals Einsatzkräfte aus Nordhorn in verschiedenen Orten eingesetzt.
Im Sommer des vergangenen Jahres, waren Nordhorner Helferinnen und Helfer auf Anforderung des Landkreises Grafschaft Bentheim, mehrere Wochen im Rahmen der Abwehr der „Afrikanischen Schweinepest“ im Einsatz.
Mit zu den größten Einsätzen zählen ebenfalls die gut drei Jahre andauernden Covid 19-Pandemie. Das THW in ganz Deutschland war im Dauereinsatz.
Das THW ist auch schon immer weltweit im Einsatz, wie zum Beispiel zuletzt seit März 2022 mit Hilfsgütertransporten Aufgrund des Krieges in die Ukraine und nach dem Erdbeben Anfang diesen Jahres in der Türkei zum Suchen und Retten verschütteter Personen.
Mitte 2022 wird Tom Gausmann neuer Ortsbeauftragter in Nordhorn.
Seit Anfang 2023 wird, wieder in Eigenleistung und mit Hilfe von Sponsoren, eine weitere Fahrzeughalle auf dem städtischen Teil der THW-Liegenschaft gebaut.
So ist der THW-Ortsverband Nordhorn mit seinen Einsatzkräften, der Jugendgruppe, stetiger Ausbildung und moderner Ausstattung, mit seinen 70 Jahren für die Zukunft gut aufgestellt.
Um sich selbst ein Bild über die Arbeit und die Ausstattung des Technischen Hilfswerks vor Ort zu machen, lädt der Ortsverband Nordhorn die Bevölkerung im Rahmen des 70-jährigen Bestehens, zu einem Tag der offenen Tür ein.
Am kommenden Sonntag, dem 18. Juni 2023, von 10 - 17 Uhr gibt es am Boerweg 19, in 48531 Nordhorn, für die Besucherinnen und Besucher ein vielfältiges Programm zu erleben. Unter anderem eine Fahrzeug- und Gerätevorstellung, dazu Spiel & Spaß für Kinder. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Getränkewagen, Kaffee & Kuchen, Erbsensuppe und Imbiss.
Die Helferinnen und Helfer, sowie die Jugendgruppe, werden für Fragen der Bevölkerung bereitstehen und freuen sich auf alle Gäste!
Fotos: Archiv, THW OV Nordhorn