Zu Anfang sprach Tom Gausmann auch von „merkwürdigen Zeiten“, die von den Folgen der Pandemie, Krieg in Europa und möglichen Energiemangellagen geprägt sind.
Jetzt konnte man sich wieder zum Neujahrsempfang treffen. Die Gästeliste war lang, so lang, Gausmann hätte gerne noch mehr Gäste begrüßen wollen.
Wegen der beengten Platzverhältnisse in der Unterkunft, konnte nur eine begrenzte Anzahl von Gästen eingeladen werden.
Er gab dieses als Hinweis für die Aufnahme von Planungen für Umbaumaßnahmen und mögliche Erweiterungen des Gebäudes in Richtung der Anwesenden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der THW-Regionalstelle Lingen.
Für Juni 2023 kündigte er eine Jubiläumsfeier zum 70-jährigen Bestehen unseres Ortsverbandes an.
Zu unseren Gästen des Neujahrsempfangs gehörten aus der Politik: Dr. Daniela De Ridder (MdB, SPD), Uwe Fietzek (Landrat Grafschaft Bentheim, CDU), Dr. Elke Bertke (Dezernatsleiterin Landkreis Grafschaft Bentheim) und Thomas Berling (Bürgermeister Nordhorn, SPD).
Von der THW-Regionalstelle Lingen waren einige Hauptamtliche zusammen mit der kommissarischen Leiterin Maren Boekhoff der Einladung gefolgt.
Auch zahlreiche Gäste der „Blaulicht-Organisationen“ waren anwesend. Von der Bundespolizei, der Polizei Nordhorn, der Nordhorner Stadtbrandmeister Jörg Buse mit Vertretern der Nordhorner Ortsfeuerwehren, sowie eine Delegation des THW OV Gronau.
Ferner konnten wir Mitgliederinnen und Mitglieder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Nordhorn, des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Malteser Hilfsdienstes (MHD) und von der Notfallseelsorge Grafschaft Bentheim begrüßen
Ebenfalls der Einladung gefolgt waren Unterstützende der ehrenamtlichen Arbeit des THWs und der Helfervereinigung e.V.: Mathias Bönemann (VVV Nordhorn), Verena Bloemen (Grafschafter Volksbank) und externe Mitglieder der Nordhorner Helfervereinigung.
Auf besondere Einladung unseres Ortsbeauftragten, war Dirk Herzog, als ehemaliger und langjähriger Leiter der THW-Regionalstelle Lingen, zum Neujahrsempfang erschienen.
Tom Gausmann begrüßte auch seine Helferinnen und Helfer mit einem großen Dankeschön für die geleistete Arbeit. Die Führungskräfte lobte er für die gute Zusammenarbeit.
„Eigentlich müssten wir ja drei Jahre zurückblicken“, so Gausmann, aber da er jetzt erst seit fünf Monaten das Amt des Ortsbeauftragten inne hat, „betrachten wir nur das letzte Jahr.“ Eine Ausnahme gab es dann doch: Die Einsätze des THW in Folge der Flutkatastrophe im Sommer 2021. Unsere Einsatzkräfte waren damals achtmal in wechselnder Besetzung und Auftragslage vor allem im Ahrtal in Rheinland-Pfalz eingesetzt worden.
Im vergangenen Jahr hat sich der Dienst- und Ausbildungsbetrieb nach Corona-Einschränkungen in Nordhorn wieder normalisiert. Gausmann erinnerte an einige Einsätze:
Bei Industriebränden wurde die Feuerwehr mit Beleuchtung von Einsatzstellen und Verpflegung der Feuerwehrleute unterstützt. Für die Polizei waren wir in Sachen Ausleuchten von Tatorten und Eigentumssicherungen unterwegs. Zwei Sturmlagen erforderten den Einsatz von Motorkettensägen bei umgestürzten Bäumen.
Ein besonderer und langwieriger Einsatz war der Betrieb des Tierseuchenlogistikzentrums (TSLZ) der Landkreise Grafschaft Bentheim und Emsland. Im letzten Sommer mussten über einen längeren Zeitraum Fahrzeuge, die für das Veterinäramt im Rahmen der Afrikanischen Schweinepest und der Vogelgrippe zur Probenentnahmen unterwegs waren, dekontaminiert werden. (Wir berichteten.)
Zusammenfassend erwähnte Tom Gausmann mit ein wenig Stolz, das alle, an das THW herangetragenen Anforderungen, zur Zufriedenheit erledigt werden konnten.
Gästebeiträge
Nach seiner Rede gab Gausmann das Mikrofon an Maren Boekhoff von der THW-Regionalstelle Lingen weiter. Sie beleuchtete in einem Rückblick die Ereignisse im THW in den letzten drei Jahren. Bundesweit war das THW stark gefordert. Die Amtshilfe im Rahmen der Coronapandemie seit dem Jahr 2020 und ab Mitte 2021 die verheerende Flutkatastrophe, in deren Folge alle THW Ortsverbände im Einsatz waren. Die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli 2021 war der größte Einsatz in der Geschichte des THW. Über 16.000 Helferinnen und Helfer waren innerhalb eines halben Jahres im Einsatz.
Seit fast einem Jahr dann, Krieg in der Ukraine. Die Hilfsgüterlogistik und die Unterbringung von Geflüchteten beschäftigt das THW bis heute.
Die Haushaltslage der Bundesanstalt THW war in den letzten Jahren sehr gut und wurde, nach einigen Einschnitten, kürzlich erst wieder aufgestockt. Allerdings sind gestörte Lieferketten, Ersatzbeschaffungen und die Veränderungen mit Krieg in Europa eine alltägliche Begleiterscheinung. Hier muss die Politik dafür sorgen, Behörden und Hilfsorganisationen auf einem guten Stand zu halten.
Boekhoff würdigte unsere Leistung und dankte für die gute Zusammenarbeit. In Nordhorn wurden im vergangenen Jahr rund 36.500 Stunden geleistet. Davon 1530 Einsatzstunden.
Anschließend hielt Dr. Daniela De Ridder Ihre Rede.
Sie knüpfte eine Verbindung zwischen Politik und THW und sprach von sich und Ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundestag als „Helfer der Helfer“. Die Politikerinnen und Politiker wüssten sehr wohl, das gute Ausrüstung und Mittel für die Ausbildung im Katastrophenschutz wichtig sind. Sie selber würde dieses bei Sitzungen zum Thema immer wieder in Erinnerung rufen.
Auch De Ridder führte durch einen kurzen Rückblick der letzten drei Jahre im Hinblick auf Politikgeschehen in Deutschland und Europa. Gerade den Angriffskrieg in der Ukraine verurteilte Sie als Vizepräsidentin der „Parlamentarischen Versammlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)“ auf das Schärfste. Für den Ausblick auf 2023 wünscht Sie sich Hoffnung auf Frieden.
Weiterhin mache De Ridder deutlich, das der Bevölkerungsschutz, seit der Wiedervereinigung in Deutschland sprichwörtlich eingeschlafen, unbedingt wieder in die Köpfe der Menschen kommen muss. Die jüngste Vergangenheit zeigt vielfältige Beispiele an der allgemeinen Resilienz in allen Bereichen zu arbeiten. Hier ist auch ganz klar die Politik gefragt.
In der Reihe der Gastbeiträge folgte Landrat Uwe Fietzek.
Er führte die Themen der vorherigen Redebeiträge weiter aus und betrachtete dann Ereignisse in der Gegenwart. Als Stichwort nannte er die Tragik und das Unverständnis der Übergriffe auf Einsatzkräfte in der letzten Silvesternacht zum Beispiel in Berlin. Eine Katastrophe in der Katastrophe. Das Thema wäre auch Hausaufgabe der Politik. Er appellierte aber auch an die Bevölkerung, bei Übergriffen, egal gegen wen, nicht weg zu schauen.
Fietzek kam ebenfalls auf den in den letzten Jahrzehnten in den Köpfen der Menschen „unsichtbar“ gewordenen Bevölkerungs- und Zivilschutz zu sprechen. Nach dem trügerischen Motto: „Es passiert ja nichts mehr“. Die letzten drei Jahre belehren uns eines Besseren. Das Thema gewinnt wieder an Bedeutung. Die Politik muss noch mehr dafür sorgen, dass die richtigen Mittel an der richtigen Stelle zur Verfügung stehen. Die Bevölkerung muss aber mit ziehen.
In der Grafschaft Bentheim wird es zu Informationszwecken einen Bevölkerungsschutztag geben. Die Herausforderungen werden insgesamt nicht weniger. Fietzek verwies auf den Begriff „Zeitenwende“ des Bundeskanzlers Olaf Scholz.
Bei unseren Helferinnen und Helfern sowie auch bei den anwesenden Vertretern anderer Organisationen bedankte sich Fietzek für deren gute Arbeit. Bei Alltagseinsätzen, aber auch bei besondere Lagen wie Tierseuchen, Flüchtlingsunterbringung und Planungen in Hinblick auf eventuelle Energieausfälle in der Region, sind sie zur Stelle.
Für weitere Einsatzoptionen wird der Landkreis ein 100 kVa Stromaggregat beschaffen und beim THW stationieren.
Zum Abschluss seines Beitrages würdigte Fietzek die Jugendarbeit im THW, ohne die der Nachwuchs in der Einsatzabteilung kaum möglich wäre.
Nordhorns Bürgermeister Thomas Berling nannte den Neujahrsempfang beim THW in Nordhorn als wichtigen Termin, um zum Jahresanfang Vertreter:innen aus den „Blaulichtorgaisationen“ zum Gespräch zu treffen. Er sieht diese in der Region gut aufgestellt. Bei so einem Treffen können alle beteiligten wichtige „Netzwerke“ erhalten und weiter ausbauen.
Im Hinblick auf vergangene, überregionale Katastrophen, berichtete Berling von seinen Erfahrungen auch als Chef der Nordhorner Feuerwehren. Er wisse woran man ist und das ständige Weiterbildung dazu beiträgt, für künftige Aufgaben bereit zu sein.
So hatte Berling selbst, in Folge der Hochwasserkatastrophe 2021, mit Amtskolleginnen und Kollegen einen Lehrgang an der „Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ)“ besucht.
Die Sicherheitslage hat sich geändert und auch Themen wie eine Energiekrise sind in aller Munde.
Auch die materielle Ausrüstung muss passen, für den Katastrophenschutz, wie für die Feuerwehren. Um so mehr wertschätzt Berling das gut aufgestellte THW vor Ort.
Im Anschluss an die Redebeiträge bat Ortsbeauftragter Gausmann die Gäste gerne Fragen an die Helferinnen und Helfer zu stellen und wünschte interessante Gespräche. Er lud alle Anwesenden zu einem Abendessen ein.
Wir wünschen allen ein frohes neues Jahr!
Zum Bericht der Grafschafter Nachrichten (GN): https://bit.ly/3ZzI6ad
Fotos: Grußbild (David Pretzel), Gäste (David Pretzel), Reder:innen in Beitragsreihenfolge (Arne Hüsemann)